32.TPR: Cancelled - Kollektivvertrag für Privatradio-Mitarbeiter?
Am Mittwoch, dem 6.9.2006, kamen Branchenfachleute, Radiomitarbeiter und Medieninteressierte zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder zum etablierten Treffpunkt Radio im Ottimo zusammen. Die abgebrochenen Kollektivvertrag-Verhandlungen zwischen Privatradiobetreibern und der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) waren diesmal das Thema.
Keine "Karottenmethoden" mehr
Die Vortragenden Bernhard Hirnschrodt (GPA) und Judith Reitstätter (GPA) beschrieben die derzeitige arbeitsrechtliche Situation als "unzumutbar". Sie verurteilten vor allem die branchenübliche "Karottenmethode", bei welcher junge Leute als PraktikantInnen ins Unternehmen kommen und man ihnen eine Fixanstellung in Aussicht stellt, die am Ende nicht zu Stande kommt. "Es ist wenig verwunderlich, dass junge MedienmacherInnen nach mehreren Gratis-Praktika den Wert ihrer Leistung nicht kennen", so Reitstätter. "Die Statistik sagt, dass der Großteil im Freien Dienstvertrag arbeitet und dabei durchschnittlich 2500 Euro brutto verdient werden. Wenn man fehlende Sonderzahlungen sowie den Wegfall der Arbeitslosenversicherung einbezieht und die Arbeitsstunden dem Gehalt gegenüber stellt, beträgt der Stundensatz nur mehr 4,50 Euro", meinte Hirnschrodt.
Zukunftsmusik
Die GPA verhandelte in den letzten sechs Jahren gemeinsam mit VertreterInnen des Privatradioverbands einen Kollektivvertrag für Beschäftigte bei Privatradios. Beim neuen Gehaltsschema kam man zu keinem annehmbaren Ergebnis und die Gespräche wurden von Seiten der ArbeitgeberInnen vorerst abgebrochen. Reitstätter appellierte: "Veränderungen hängen stark von den ArbeitnehmerInnen ab: Wenn sich niemand über die Arbeitsverhältnisse beklagt, können wir auch wenig erreichen. Oft wird nichts gesagt, aus Angst um den Arbeitsplatz."
Generell folgt die Medienbranche einer sehr stark vernetzten Struktur. Gegenseitige Beteilungen von Printmedien bei Privatradiosendern erschweren produktive Verhandlungen, haben aber auch großes Potential. Zum Beispiel gäbe es die eine Möglichkeit, ein Satzungsverfahren einzuleiten und somit der jeweiligen Branche eine Art "Mindeststandard" in Form einer Verordnung aufzuzwingen. Gemeinsame Verhandlungen werden dieser Methode jedoch vorgezogen.
"Eine Verbesserung der Situation kann nur erzielt werden, in dem die ArbeitnehmerInnen Engagement zeigen, den neuen Kollegen den Rücken stärken und der Betriebsrat (falls vorhanden) eng mit uns zusammen arbeitet", mahnt Hirnschrodt und fordert so zu mehr Courage auf.
Zu den Vortragenden
Mag. Bernhard Hirnschrodt von der Gewerkschaft der Privatangestellten führte die Kollektivvertrags-Verhandlungen für die Privatradios. Mag.a Judith Reitstätter zeichnet nun für diesen Kollektivvertrag verantwortlich. Gemeinsam sind sie für die MitarbeiterInnen der Branchen IT, Telekom und Printmedien (Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriftenverlage, Graphisches Gewerbe, Regionalmedien, APA) sowie der Werbung und Marktkommunikation zuständig. Die Kollektivverträge im Medienbereich werden in enger Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft DJP (Druck, Journalismus, Papier) verhandelt.
Treffpunkt Radio immer am ersten Mittwoch des Monats.
"Treffpunkt Radio im Ottimo", ist der Treffpunkt für Redakteure, Moderatoren und Producer aus der österreichischen Radiolandschaft, für PR-Verantwortliche aus Agenturen und Unternehmen sowie für all jene, denen etwas an Österreichs Radiolandschaft liegt. "Treffpunkt Radio" ist eine Initiative der Mödlinger Radio-Service-Agentur Putz & Stingl, dem Österreichischen Journalisten Club und APA-OTS Originaltext-Service und findet jeden ersten Mittwoch im Monat statt.
Der nächste Treffpunkt Radio findet am 4. Oktober 2006 wieder im Innenstadtlokal "Ottimo" statt.
Bestellungen des "Treffpunkt Radio"-Newsletters bitte bei Harald Sorger von Putz & Stingl, mailto: sorger@putzstingl.at.
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