Donnerstag, Februar 08, 2007

Expertentalk: Overnewsed and underinformed?


- Hans Besenböck beim Treffpunkt Radio über mediale Informationsflut, die kein Hintergrundwissen vermittelt.

Der langjährige ORF-Journalist Hans Besenböck diskutierte im Rahmen des 36. Treffpunkt Radio am Mittwoch Abend im Wiener Innenstadtlokal Ottimo mit Vertretern der Medienbranche die Frage: Wie viel Information liefern die klassischen Medien wirklich noch?

Die derzeitige Medienlandschaft bietet ein großes Maß an Tönen, Texten, Bildern, Grafiken, Weblogs und sogar Videos. Es ist nicht nur für den Endkonsumenten, sondern auch für Journalisten schwer geworden, Information zu filtern. „Was in den Medien heutzutage vermittelt wird, ist mehr „Kennen“ als „Wissen“. Was weiß man denn schon wirklich beispielsweise über die Hintergründe von Geschehnissen wie den Irak-Krieg oder den Tschetschenien-Konflikt? Medien können das in ihren kurzen Beiträgen auch gar nicht mehr vermitteln“, analysiert Besenböck die Entwicklung. Wie in jedem wirtschaftlich orientierten Unternehmen richten sich eben auch die Medien nach ihren Nutzern und deren Wünschen. Der Trend geht für Besenböck eindeutig in Richtung Infotainment statt echter Wissensvermittlung.

Immer selbstständigere Endkonsumenten

Gerade im audiovisuellen Bereich kämpfen die Medien heute tagtäglich um Einschaltquoten. Hans Besenböck, der unter anderem Leiter der „Zeit im Bild” und Chefredakteur des ORF-Radios war, erinnert sich: „Vor zwanzig Jahren bestanden Nachrichten noch aus sechsminütigen Beiträgen. Das ist heute undenkbar. Wenn es dem Konsumenten nicht gefällt, schaltet er um und ist weg.“ Anders sei das allerdings bei Internetnutzern, die sich bewusst für ein „Wissensportal“ oder ein „Infotainmentportal“ entscheiden und so Inhalte anders wahrnehmen.

Appell an die Journalisten

Besenböck appellierte im Zuge der angeregten Diskussionen an die anwesenden Journalisten, wo es möglich ist, den Versuch zu wagen, mehr „Wissen“ als „Kennen“ zu produzieren. Andererseits, so der langjährige Journalist: „Man stelle sich eine Zeitung voll mit Hintergrundwissen vor - vermutlich würde das kaum jemand lesen! Aber leider geht oftmals die Antwort auf die wesentliche Frage ‚Warum?’ in den Nachrichten komplett unter.“

Mehr als 30 Journalisten, Moderatoren, Redakteure, Medieninteressierte und Producer waren dieses Mal zu Gast beim „Treffpunkt Radio“. Unter ihnen Claudio Schütz und Birgit Hofbauer (beide Kronehit), Daniela Soykan und Bernhard Vosicky (beide Radio Arabella) sowie Richard Mauerlechner (Medianet).

zum Nachhören: http://sendungsarchiv.o94.at/get.php?id=094pr1199