41.TPR: Seine Heiligkeit im Äther
Der bevorstehende Papstbesuch sorgt für Hochbetrieb bei den heimischen Medien. Besonders gilt das für den katholischen Privatsender Radio Maria. Die hauptsächlich ehrenamtlich organisierte Sendestation will zur Visite des Heiligen Vaters 32 Stunden Live-Programm bringen, etwa doppelt soviel, wie der ORF. Dies verkündete Christian Schmid, Geschäftsführer des Vereins Radio Maria Austria gestern, Mittwochabend, beim "Treffpunkt Radio" in Wien. Kritische Berichterstattung zur Thematik soll es im Gegensatz zu anderen Medien allerdings nicht geben, meinte Schmid.
Dies liege an der Leitlinie des Senders. Die Unterordnung unter den in Italien ansässigen Dachverband, dem weltweit etwa "50 bis 60" Radio Maria-Stationen - nicht jedoch das in der Kritik stehende polnische Radio Maryja - angehören, sehe eine Enthaltung von politischen Diskussionen vor. Man orientiere sich auch nicht an der jeweiligen Landeskirche, sondern rein an den Lehren des Vatikans.
"Wir wollen den Menschen das Zentrale des katholischen Glaubens vermitteln", so Schmid zur Zielsetzung von Radio Maria Österreich. "Zentraler Angelpunkt" ist für den einstigen ORF-Techniker "die Hörerfamilie". Im Unterschied zu anderen Radios habe man zum Publikum eine engere Bindung. Dies liege unter anderem an Sendungen, wie dem Abendgebet, laut Schmid eine der beliebtesten Programmteile. Hier können Hörer ihre Anliegen einem pastoralen Experten für das gemeinsame Gebet mitteilen. "Die Hörer können sich in fast allen Sendungen beteiligen", darin liege auch der Erfolg der Sendestation.
Nicht zuletzt ist nämlich die Bindung zu den Hörern auch aus ökonomischer Sicht bedeutend, da man sich nach eigenen Angaben rein aus Spendengeldern finanziert. "Zwischen 700.000 und 800.000 Euro" seien im Jahr für die Aufrechterhaltung des Sendebetriebs nötig. Diese Summe ließe sich aus den monetären Zuwendungen des Publikums aufbringen, so Schmid, der die genauen Spendeneinnahmen nicht näher beziffern wollte. Die Hörer seien aber fleißige Zahler, wobei sich der Großteil der Gelder aus kleinen Beträgen, "zwischen fünf und sieben Euro im Monat", zusammensetze.
Von gängigen Marktanteilserhebungen wird Radio Maria nicht erfasst. Schmid rechnet aber nach eigenen Ermittlungen mit einer Tagesreichweite von 60.000 Hörern. Empfangbar ist der Sender landesweit über Satellit, Kabel und Internet. Über UKW werden jedoch nur die Gebiete Mostviertel/Mühlviertel (104,7), der Großraum Innsbruck/Brenner (104,8), Osttirol (106,7) Villach/Hermagor (99,1), sowie seit kurzem Baden/südliches Wiener Becken (93,4) und Jenbach/unteres Inntal (107,9) erreicht.
Es werden täglich 16 Stunden Live-Programm gesendet. Wichtigste Programmbestandteile sind die tägliche Übertragung einer Messfeier und katechetische Sendungen, sowie allgemeine Lebenshilfesendungen. Klassische Weltnachrichten gibt es "im Augenblick" noch keine, so Schmid. Der Wortanteil betrage, "ungewöhnlich für ein Live-Programm" etwa 70 Prozent. Allerdings sind die verantwortlichen Sendungsmacher keine ausgebildeten Journalisten oder Radiosprecher. Das Programm werde "immer etwas Laienhaftes" haben. Dies liege daran, dass man zu einem großen Teil auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen sei. Von den rund 14 Kollegen ist etwa die Hälfte angestellt.
Die Gründung der weltweiten Radio Maria-Stationen geht auf eine italienische Initiative zurück. Emanuele Ferrario, heute Präsident des Dachverbands "World Family of Radio Maria", startete das erste Programm 1983 in Mailand, wie auf der Homepage von Radio Maria Austria zu entnehmen ist. Erst seit etwa zehn Jahren gibt es laut Schmid ein Regelwerk, dem sich die Dachverbandsmitglieder verpflichten. Es sieht unter anderem vor, dass es kein politisches Engagement gibt. Das umstrittene national-katholische polnische Radio Maryja sei eine der frühen Gründungen der Radio Maria-Initiative und habe sich nicht dem Dachverband untergeordnet, erklärte Schmid.
In Österreich wurde die Idee von Kardinal Christoph Schönborn initiiert, der das Konzept in Italien kennen gelernt hatte. Laut Schmid gibt es Radio Maria in seiner heutigen Form seit 1998. Damals gab es einen "Restart" des Programms, bei dem unter anderem einen Wechsel des kompletten Teams gab.
Zum Vortragenden: Christian Schmid ist seit 2005 Geschäftsführer der Vereine "Radio Maria Austria" und "Österreichische Christliche Mediengesellschaft". Der gelernte Nachrichtentechniker ist Spezialist für Funk- und Intercomübertragungen. Er war vor seiner Zeit bei Radio Maria Austria unter anderem als Techniker beim ORF tätig.
Info: http://www.radiomaria.at http://www.radiomaria.org/
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