Freitag, Mai 08, 2009

55. Treffpunkt Radio: Nichts für schwache Nerven

Auf dem Foto v.l.n.r. Harald Sorger (Putz & Stingl), Walter Tributsch (ehemaliger GF Radio CD), Franz Brazda (Austrian DX Board), Thomas Fassler (Radio CD Memorial Page www.radiocd.at) und Andrea Puslednik (APA-OTS)


Am Mittwochabend fanden sich zahlreiche Gäste beim 55. Treffpunkt Radio im Wiener Innenstadtlokal Ottimo zusammen, umder spannenden Entstehungsgeschichte von Radio CD International zulauschen. Walter Tributsch war Geschäftsführer des Radiosenders, der von 1990 bis 1996 von Bratislava aus (also vorest aus der Tschechoslowakei, danach aus der Slowakei) ein deutschsprachigesRadio-Programm in den Osten Österreichs sendete.

Die Geschichte von Radio CD International klingt wie ein spannender Actionkrimi. Laut Tributsch kam es nach fünf bis sechsVerhandlungsrunden in Bratislava kurz vor Abschluss der Verträge mit dem tschechoslowakischen Rundfunk zu Interventionen seitens des ORF:"Plötzlich durften unsere Partner die Verträge nicht mehrunterschreiben. Es wurde uns nahegelegt, Radio in Österreich zumachen." Nach zähen Verhandlungen gelang es schließlich doch, eine Genehmigung zu erhalten. "Wir wollten kein Aprilscherz sein undentschieden uns daher für den 31. März 1990 als Sendestart," erzählt er.

Radio CD International ging auf Sendung, kämpfte aber immer wieder mit Abschaltungen. "Wir hatten die Schlacht gewonnen, aber noch nichtden Krieg", meint Tributsch. Als eine Abschaltung des Senders verhindert werden sollte, wandte er sich an den damaligen österreichischen Außenminister Alois Mock. "Ich wartete vor dem Bundeskanzleramt und bat ihn um Hilfe, damit Radio CD weiterbestehen konnte. Er rief den Außenminister der Slowakei an und versicherte mir, dass es wieder eingeschaltet wird. 14 Tage später waren wirwieder auf Sendung", so Tributsch.

Am 1. April 1998 gingen zahlreiche Privatradios in Österreich OnAir. Radio CD International war jedoch nicht dabei, es hatte keineLizenz erhalten. Walter Tributsch resümiert seine Zeit als österreichischer Radiomacher in Bratislava dennoch positiv: "Diese Zeit war sicherlich der wesentlichste Abschnitt meines beruflichen Lebens."