Montag, Februar 26, 2007

Korruption und Krimis: Aufdeckungsjournalist Günther Zäuner im Branchentalk


„Wenn ich alles, was ich weiß, öffentlich machen würde, wäre ich vermutlich ein toter Mann“, gestand der Wiener Aufdeckungsjournalist Günther Zäuner beim 37. Treffpunkt Radio am Mittwoch Abend in Wien. Der langjährige ORF-Reporter (u. a. „Report“) plauderte dann dennoch in den Räumlichkeiten des Österreichischen Journalisten Clubs ein wenig aus dem Nähkästchen. Über Korruption in der Politik, Vertuschungen, Polizeiwillkür, Selbstmorde, die möglicherweise keine waren - und die Berichterstattung darüber in Fernsehen und Radio. Dazu las der Autor ausführlich aus seinen Kriminalromanen um Kommissar Kokoschansky. Für Spannung war gesorgt: Die in Wien und Umgebung angesiedelten Romane sind autobiografisch gefärbt, das letzte Buch, „Kokoschanzkys Dämon“, handelt von einem Terroranschlag mitten in Wien. Doch nicht radikale Moslems stecken dahinter - sondern ein Sektennetzwerk, für das Günther Zäuner ein reales Vorbild hat...

Expertentalk Treffpunkt Radio
Der Treffpunkt Radio, der jeden ersten Mittwoch des Monats statt findet, ist der Expertentreff für Redakteure, Moderatoren und Producer aus der österreichischen Radiolandschaft, für PR-Verantwortliche aus Agenturen und Unternehmen sowie für all jene, denen etwas an Österreichs Radiolandschaft liegt. Treffpunkt Radio ist eine Initiative der Mödlinger Radio-Service-Agentur Putz & Stingl, dem Österreichischen Journalisten Club und APA-OTS Originaltext-Service und findet jeden ersten Mittwoch im Monat statt.
Im Weblog unter http://treffpunktradio.ots.at finden sich Berichte und Audiobeträge über die vergangenen Veranstaltungen des Treffpunkt Radio. Außerdem können User über eine Posting-Funktion nicht nur direkt mit den Machern des Treffpunkt Radio in Kontakt treten, sondern auch untereinander Meinungen austauschen.
Der nächste Treffpunkt Radio findet am 4. April 2007 statt.
Bestellungen des Treffpunkt Radio-Newsletters bei Harald Sorger von Putz & Stingl, mailto: sorger@putzstingl.at.

Donnerstag, Februar 08, 2007

Expertentalk: Overnewsed and underinformed?


- Hans Besenböck beim Treffpunkt Radio über mediale Informationsflut, die kein Hintergrundwissen vermittelt.

Der langjährige ORF-Journalist Hans Besenböck diskutierte im Rahmen des 36. Treffpunkt Radio am Mittwoch Abend im Wiener Innenstadtlokal Ottimo mit Vertretern der Medienbranche die Frage: Wie viel Information liefern die klassischen Medien wirklich noch?

Die derzeitige Medienlandschaft bietet ein großes Maß an Tönen, Texten, Bildern, Grafiken, Weblogs und sogar Videos. Es ist nicht nur für den Endkonsumenten, sondern auch für Journalisten schwer geworden, Information zu filtern. „Was in den Medien heutzutage vermittelt wird, ist mehr „Kennen“ als „Wissen“. Was weiß man denn schon wirklich beispielsweise über die Hintergründe von Geschehnissen wie den Irak-Krieg oder den Tschetschenien-Konflikt? Medien können das in ihren kurzen Beiträgen auch gar nicht mehr vermitteln“, analysiert Besenböck die Entwicklung. Wie in jedem wirtschaftlich orientierten Unternehmen richten sich eben auch die Medien nach ihren Nutzern und deren Wünschen. Der Trend geht für Besenböck eindeutig in Richtung Infotainment statt echter Wissensvermittlung.

Immer selbstständigere Endkonsumenten

Gerade im audiovisuellen Bereich kämpfen die Medien heute tagtäglich um Einschaltquoten. Hans Besenböck, der unter anderem Leiter der „Zeit im Bild” und Chefredakteur des ORF-Radios war, erinnert sich: „Vor zwanzig Jahren bestanden Nachrichten noch aus sechsminütigen Beiträgen. Das ist heute undenkbar. Wenn es dem Konsumenten nicht gefällt, schaltet er um und ist weg.“ Anders sei das allerdings bei Internetnutzern, die sich bewusst für ein „Wissensportal“ oder ein „Infotainmentportal“ entscheiden und so Inhalte anders wahrnehmen.

Appell an die Journalisten

Besenböck appellierte im Zuge der angeregten Diskussionen an die anwesenden Journalisten, wo es möglich ist, den Versuch zu wagen, mehr „Wissen“ als „Kennen“ zu produzieren. Andererseits, so der langjährige Journalist: „Man stelle sich eine Zeitung voll mit Hintergrundwissen vor - vermutlich würde das kaum jemand lesen! Aber leider geht oftmals die Antwort auf die wesentliche Frage ‚Warum?’ in den Nachrichten komplett unter.“

Mehr als 30 Journalisten, Moderatoren, Redakteure, Medieninteressierte und Producer waren dieses Mal zu Gast beim „Treffpunkt Radio“. Unter ihnen Claudio Schütz und Birgit Hofbauer (beide Kronehit), Daniela Soykan und Bernhard Vosicky (beide Radio Arabella) sowie Richard Mauerlechner (Medianet).

zum Nachhören: http://sendungsarchiv.o94.at/get.php?id=094pr1199