Donnerstag, März 27, 2008

45.TPR: Radio Afrika sendet seit elf Jahren gegen Klischees

vlnr: Harald Sorger, Martina Ressmann, Alexis Neuberg, Dr. Vladislav Marjanovic, Naomi Hunt, Clyde Joseph

Seit nahezu elf Jahren sendet Radio Afrika von Wien aus gegen die mediale Unterrepräsentation Afrikas an. Mit professionellem Programm setzt sich das rund 50-köpfige Team gegen Vorurteile und Stereotypisierungen ein. Die journalistische Arbeit ist dabei aber nur eine Ebene unter vielen. "Über die Jahre hinweg haben wir uns zu einer multiplen Informations- und Projektplattform für die Austro-Afrikanische Community entwickelt", erklärt Gründer Alexis Neuberg. Er stellte seinen Sender gestern, Mittwochabend, beim 46. "Treffpunkt Radio im Ottimo" in Wien vor.

Die Idee für ein afrikanisches Radioprogramm entstand, als der in Ruanda geborene Journalist Neuberg auf das ORF-Radio-Urgestein Rainer Rosenberg traf. Am 21. März 1997 war Radio Afrika erstmals auf dem ORF-Mittelwellensender 1476 KHz zu hören. Die einzige Auflage für Neuberg und sein Team: "Es darf dem ORF nichts kosten." Infolge wurde ein Musikprogramm und Studiogespräche über relevante Themen für in Österreich lebende Afrikaner auf die Beine gestellt. Der Geist sei "dynamisch" gewesen, so Neuberg, der sich heute noch an die von den ORF-Kollegen mit Staunen aufgenommenen "Moderationen ohne Sessel" erinnert.

Bald nach dem Start wurde das Programm um Nachrichten über Afrika und später um afrikaspezifische Berichterstattung, Reportagen und Analysen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Traditionen erweitert. Zu Französisch und Englisch, den Anfangssprachen des Senders, kamen bald deutsche Programmteile sowie die Sprachen Kinyarwanda und Swahili dazu. Mittlerweile ist man neben der Mittelwellenfrequenz 1476 KHz (europaweit) auch auf Radio Orange FM 94.0 (Wien) sowie über Internet empfangbar. Außerdem produziert das Team seit einiger Zeit eine wöchentliche Afrika TV-Sendung, die mit täglichen Wiederholungen auf dem Fersehkanal Okto (Kabel 8) ausgestrahlt wird.

Das Team arbeitet ausschließlich ehrenamtlich, wie Neuberg betont. Die Themenbereiche sind dabei keineswegs auf Afrika beschränkt. Wer Programm machen oder eine bestimmte Sprachgruppe vertreten kann, darf sich engagieren. Deswegen sind auf Radio Afrika auch serbokroatische Sendungsbestandteile zu hören. "Bei uns gibt es Menschen aus allen Ländern. Eine kleine UNO sozusagen. Die Leute kommen aus Neugier und bleiben aus Überzeugung", meinte Neuberg.

In den elf Radio Afrika-Jahren haben sich neben der eigentlichen Sendetätigkeit noch einige zusätzliche Aktionsfelder angesammelt. Die mehrsprachige Gratis-Print-Publikation "Tribüne Afrikas wird als Promotions-Blatt gezielt in afrikanischen Lokalen und Vereinen verteilt. Daneben wird an Integrationsprojekten mitgearbeitet und eine Plattform für Schülerradio angeboten. Aktuell organisiert man wieder ein "Radio exchange", ein Austauschprogramm zwischen afrikanischen und österreichischen Journalisten, dieses Jahr mit Schwerpunkt auf die Länder Sudan und Tansania.

Abgesehen davon will Neuberg künftig auf der geschäftlichen Ebene den Sender mehr in Richtung Know-how-Anbieter und Expertise positionieren. "Unser Angebot ist ein stabiler Kontakt und eine Basis zur afrikanischen Community", erklärte der Senderchef. Auch beim sendereigenen Geschäftsfeld Eventmanagement ist man derzeit aktiv: Heuer findet zum zweiten Mal der Afrika-Frühlingsball statt. Als Stargäste sind unter anderen Willi Resetarits und Arabella Kiesbauer angesagt. Die Benefizveranstaltung für Radio Afrika TV und das Integrationshaus geht am 14. März im Wiener Jugendstiltheater über die Bühne.

44.TPR: Mehr Ausdruck und Persönlichkeit durch die Stimme

v.l.n.r.: Harald Sorger (Putz&Stingl), Katrin Haugeneder (www.stimmentfaltung.at), Martina Ressmann

Die Stimme ist nicht nur wichtigstes Arbeitswerkzeug für Radiomoderatoren, sondern gewinnt auch in anderen Berufen zunehmend an Bedeutung. Vor allem Menschen mit hohen Sprechanforderungen - etwa Lehrer, Führungskräfte oder Sänger - müssen sich auf ihre Stimme verlassen können. Wie diese gepflegt und trainiert werden kann, damit sie charismatisch und ansprechend ist, verriet Katrin Haugeneder gestern, Mittwochabend, beim 44. Treffpunkt Radio in Wien.

"Stimme macht Stimmung, wenn der Mensch dahinter zu spüren ist und dadurch eine Beziehung, ein Bild, eine Emotion aufgebaut wird", betonte die geprüfte Stimmtrainerin und Erwachsenenbildnerin. Insbesondere für Radiomitarbeiter oder Telefonierende ist es wichtig, der Stimme einen Charakter zu verleihen. "Sie sollen als Person wahrgenommen werden, obwohl sie nicht sichtbar sind". Erforderlich sind dazu Lebendigkeit und Authentizität, die das Charisma einer Person ausmachen, so die Expertin. "Der Sprecher muss sich selbst treu sein. Er soll sich trauen zu zeigen, wie er ist. Wichtig ist auch, das Gesagte zu leben und zu dem zu stehen, was er glaubt, denn das spürt das Gegenüber", erklärte Haugeneder. Damit dies gelingen kann, braucht es auch eine ökonomische Sprechtechnik. Moderatoren gelten als Sprechvorbilder, schließlich "lernen wir alle das Sprechen über das Hören", doch viele sind es gerade deshalb nicht, "weil sie ihre natürlichen Ressourcen nicht richtig nutzen", weiß die Trainerin.

Die Kunst der starken Stimme liegt darin, atemrhythmisch angepasst zu sprechen. Dazu gehören die richtige Haltung, eine mittlere Körperspannung über das Zwerchfell, das Sprechen in der natürlichen Stimmlage sowie Deutlichkeit beim Artikulieren. "Wenn ich meinen Rhythmus gefunden habe, bin ich ganz bei der Sache. Dann gelingt es mir auch persönlich zu sprechen", so die Lehrtrainerin für "Atemrhythmisch Angepasste Phonation (AAP)", welche vom Wiener Schauspielprofessor Horst Coblenzer und dem österreichischen Lungenfacharzt Franz Muhar wissenschaftlich entwickelt wurde. Die Pädagogische Hochschule der Diözese Linz bietet dazu erstmals ab Februar 2008 zwei neue Uni-Lehrgänge zum Thema "Stimme - Ausdruck - Präsentation" an, die auf den Grundlagen der AAP basieren.

"In Österreich gibt es bisher keine universitäre Ausbildung für Sprech- und Rhetoriktrainer", so Haugeneder, die gemeinsam mit dem Gesangspädagogen und Sprecherzieher Gerhard Doss die innovativen Lehrgänge initiierte und leitet.

Angeboten wird ein zweisemestriger Lehrgang zum/zur zertifizierten AAP-Anwender/in und darauf aufbauend ein sechssemestriger Hochschullehrgang zum/zur akademisch geprüften AAP-Trainer/in. "Die Ausbildung zielt auf Menschen mit Sprechberufen, die auf ihre Stimme angewiesen sind und für deren Gesunderhaltung sorgen möchten, aber auch auf professionelle Sprecher, die ihre Stimme ökonomisch einsetzen und ihre Sprechtechnik verfeinern möchten, ab. Zusätzlich sollen auch Trainer in der Wirtschaft angesprochen werden", so Haugeneder.

Zur Vortragenden: Katrin Haugeneder ist geprüfte Stimmtrainerin mit Lehrbefähigung für AAP(R) - Atemrhythmisch Angepasste Phonation und Inhaberin von www.stimmentfaltung.at. Die Oberösterreicherin studierte Lehramt für Spanisch und Deutsch an der Universität Wien und war als Gymnasiumlehrerin tätig.